Wirtschaftsethnologie und Politische Anthropologie - Staatenbildung und die Ökonomie von Kula und Potlatch

Kula Exchange

Der Hexenmeister von Kiriwina (Bild rechts) ist ein gefürchteter Mann, da im Kräfte zugesprochen werden, die die Kulagegenstände verhexen können.  Er ist im Besitz von Kulagegenständen, die nicht mehr im Kula King kursieren und auch wertvoll im Sinne von ökonomisch wertvoll sind.

Bedeutung des Kula

Die Kula-Transaktion wird als halb kommerzieller und halb zeremonieller Tausch durchgeführt, zur Erfüllung eines Verlangens nach Besitz. Das Eigentum ist nicht dauerhaft, wird aber durch das nacheinander Besessene erhöht. Es könnte als kumulativer Besitz bezeichnet werden.

Im Gegensatz zu der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel, werden vaygu'a nicht als dieses betrachtet. Es handelt sich beim Kula nicht um Tauschhandel oder Austausch von Geschenken.

Das Merkmal ist, daß der Wert der vaygu'a in der Zirkulation des Gegenstandes liegt, der den sozialen Status eines Mannes bestimmt. Das vaguy'a wird rituell behandelt und löst gefühlsmäßige Reaktionen aus. Taucht ein böser Geist auf (Schlange oder Landkrabbe), legt man ein Vaygua vor es hin, um es wohlgesonnen zu stimmen. In der Tanz- und Festzeit der milamala*, kehren die Geister zu den Dörfern zurück, und die Kula-Gegenstände, die sich in der Hand der Gemeinschaft befinden, werden gleich den ständigen vaygua, Steinklingen, den Geistern auf einer Plattform als opfer dargelegt. Das vaguya stellt die wirksamste Gabe an die Geister dar. Ein vaguya wird einem Sterbenden auf die Brust gelegt, um ihm in Tuma seinen sozialen Rang zu sichern. Vaygua können als Kultobjekte betrachtet werden.

Der Kula stellt ein Phänomen dar, daß im Grenzland zwischen kommerziellem und zeremoniellem angesiedelt ist. Kula bedeutet auch Kulturkontakt

Sinn des Kula

Eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn  des Kula liegt natürlich nahe: Es  ging eben  nicht allein um Schmuck und Rituale, sondern, sozusagen im Rahmen und im Schutz der Rituale, auch um handfesten ökonomischen Tausch.  Die Argonauten des westlichen Pazifik nahmen auf ihren Reisen nämlich auch  viele wirtschaftlich nützliche und notwendige Dinge,  gimwali , mit, die sie  dann gegen andere nützliche und notwendige Güter tauschten: Kokosnüsse,  Sagomehl, Fisch, Yams, Körbe, Matten oder Pflanzen zum Beispiel. Streng  wurde zwischen den beiden Sphäre n der Geschenke und der Waren unterschieden. Während die Häuptlinge sich dem aristokratisch-partnerschaftlichen  Ritual des Tausches der  vaygu’a hingaben, feilschten die anderen Mitglieder  der Expedition nach allen Regeln der Kunst des ökonomischen Tausches um  die  gimwali . Für beide Arten des Tausches galt auch eine strikt getrennte Mo- ral: Freigiebigkeit, Seelengröße, Bescheidenheit hier, hartnäckiges Feilschen  und peinliche Berechnung der Gegenleistung dort.  Der Eindruck ist nicht falsch, daß die Zweckrationalität des Tausches der  gimwali nur im Schutze der Traditionen des Tausches der  vaygu’a möglich  war. Gleichwohl bleibt das Kula ein Rätsel, wenn man nur an seine ökonomischen Aspekte und nur in den Kategor ien von Transaktionsgewinn und rationalem Egoismus denkt.  Der Warenhandel und die – sicher auch unterhalten- den – Aktivitäten der Vorbereitung und  der Durchführung der Reisen waren  nämlich, glaubt man den Beschreibungen von Bronislaw Malinowski, immer  nur nachgeordnete Angelegenheiten. Im Mittelpunkt stand das  Kula als zentrale Institution und als „gemeinsame Leidenschaft“ des ganzen Insellebens –  und eben nicht die „geringfügigeren“ Gemeinsamkeiten der ökonomischen Interessen. Aus:
Hartmut Esser Soziologie Spezielle Grundlagen Band 3: Soziales Handeln Campus Verlag Frankfurt/New York

Magie

Die Schmuckstücke und ihr Tausch halten für die Eingeborenen eine ganz besondere magische Kraft. Alle Aktivitäten um sie herum sind in Rituale, Magie und Mythen eingebettet:

"Der Glaube an die Wirksamkeit der Magic spielt eine sehr bedeutende Rolle im Kula wie bei so vielen anderen Unternehmungen der Eingeborenen Magische Riten müssen über dem Hochseekanu, schon während es gebaut wird, praktiziert werden, um es schnell, fest und sicher zu machen. Magie ist auch notwendig, damit ein Kanu im Kula Glück bringt. Hin anderes System von magischen Riten wird durchgeführt, um die Gefahren der Seefahrt abzuwenden. Das dritte magische System im Zusammenhang mit den Übersee-Expeditionen bildet die mwasila oder die eigentliche Kula-Magie. Dieses System besteht aus zahlreichen Riten und Formeln, die alle direkt auf die Gedanken (nanola) des Partners einwirken und ihn weich und ein bisschen nachgiebig stimmen und ihn begierig machen. Kula-Gaben geben." (Malinowski)

Kula-Transaktionen

Kula-Transaktionen

Zusammenfassung von Malinowskis Argonauten des westlichen Pazifik

Die Kula-Transaktion wird als halb kommerzieller und halb zeremonieller Tausch durchgeführt, zur Erfüllung eines Verlangens nach Besitz. Das Eigentum ist nicht dauerhaft, wird aber durch das nacheinander Besessene erhöht. Es könnte als kumulativer Besitz bezeichnet werden.

Im Gegensatz zu der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel, werden vaygu'a nicht als dieses betrachtet. Es handelt sich beim Kula nicht um Tauschhandel oder Austausch von Geschenken.

Das Merkmal ist, dass der Wert der vaygu'a in der Zirkulation des Gegenstandes liegt, der den sozialen Status eines Mannes bestimmt. Das vaygu'a  wird rituell behandelt und löst gefühlsmäßige Reaktionen aus. Taucht ein böser Geist auf (Schlange oder Landkrabbe), legt man ein vaygu'a vor es hin, um es wohlgesonnen zu stimmen. In der Tanz- und Festzeit der milamala*, kehren die Geister zu den Dörfern zurück, und die Kula-Gegenstände, die sich in der Hand der Gemeinschaft befinden, werden gleich den ständigen vaygua, Steinklingen, den Geistern auf einer Plattform als Opfer dargelegt. Das vaygu'a stellt die wirksamste Gabe an die Geister dar. Ein vaguya wird einem Sterbenden auf die Brust gelegt, um ihm in Tuma seinen sozialen Rang zu sichern. Vaygu'a können als Kultobjekte betrachtet werden. Der Kula stellt ein Phänomen dar, daß im Grenzland zwischen kommerziellem und zeremoniellem angesiedelt ist. Kula bedeutet auch Kulturkontakt

Übersee-Kula

Bei Übersee-Kula stehen die Grundlagen des Tausches, die Magie und die Mythologie, die sich auch noch in der uvalaku unterscheidet, im Mittelpunkt (Wettbewerb).

Inland-Kula

Der Tausch innerhalb einer Kula Gemeinschaft wird als Inland-Kula bezeichnet. Das Zentrum des Inland-Kula sind die Trobriand-Inseln. Daneben existiert Kula zwischen zwei getrennten, aber benachbarten Kula-Gemeinschaften. ( z.B: Sinaketa und Kiriwina)

Es kann jedoch vorkommen, daß bei einem Inland-Kula der Kiriwiner bei den Sinaketanern eine uvalaku aus Dobo zugegen ist, denen die Sinaketanern noch mwali schulden. Zwischen diesen dreien bestehen noch Unterschiede in der Art wie die Transaktionen durchgeführt werden.

Durch den Einfluß der Weißen wird Kula immer weiter zurückgedrängt. Die Autorität des Häuptlings ist untergraben, da seine Macht, die auf Reichtum fußt gering geworden ist. Der Grund leigt im Verbot der Polygamie, denn die Brüder seiner Frauen, sowie seine Vasallen, sind geringer geworden. Die Trobriander pflegen statt des Kula ihr Geld durch Perlfischerei zu verdienen. Der Reichtum der "Gemeinen" ist dadurch größer als der des Häuptlings.

Regeln des Kula

Beim Kula muß es immer zwei Transaktionen geben, die ihrem Namen, ihrem Wesen und ihrem Zeitpunkt nach unterschiedlich sind. Der Tausch beginnt mit einer Eröffnungsgabe, vaga, und wird mit einer Ausgleichsgabe, der yotille, abgeschlossen. Beides sind zeremonielle Gaben, die mit dem Muschelhorn begleitet werden. Die Etikette erfordert es, daß die Gabe schroff übergeben wird und mit Geringschätzung empfangen wird.
vaga muß spontan gegeben werden, es besteht keine Verpflichtung sie zu geben. Beim ÜberseeKula wird die

  • yotile erst viel später zurück gegben; dies ist allerdings ein muß. Bei einer
  • uvalaku, die keine Übersee-Kula ist, wird kein vaga gegeben, aber das yotile.
  • uvalaku is an exceptionally large scale Kula expedition
  • pokala: Muß nicht angenommen werden. Bei Annahme ist er verpflichtet vaygu'a zu geben
  • kaributu: meist nicht in Verbindung mit Kula. Um ein Wertvolles
  • vaygu'a zu bekommen, werden pokala und kaributu gegeben. kaributu muß in äquivalenter Form zurückgegeben werden.
  • gimwali einfacher Tauschhandel, findet nicht zwischen Kula-Partnern statt.
  • Soulava (very long necklaces made of red spondylus shell)

Wird beim Kula die Gleichwertigkeit der Gegengabe nicht anerkannt, wird die schwarze Magie bemüht, da er die Gegengabe nicht einfordern, sondern nur erhoffen kann, wendet er diese Methode an wenn er sauer ist. Durch schwarze Magie kann auch der getötet werden, der zu erfolgreich im Kula war. Weitere Kula Geschenke

Seitenlinien des Kula

Beim Kanutausch tritt eine weitere Besonderheit auf: Armreifeb werden in entgegengesetzter Richtung für Kanus getauscht. Dies zeigt anscheinend die Unabhängkeit vom Kula an.

Es kommt vor, daß eine mwali erst nach mehreren Stationen zum Kulagegenstand wird. Mwalis gibt es paarweise, sind jedoch selten in der Hand eines Mannes. Es gibt keine Großtransaktionen. Die Zirkulation von vaygu'a beruht auf individuellem Tausch. Dem Häuptling wird eine vaga* angeboten, die er durch ein yotile gleich erwidert, nie umgekehrt. So kommt es , daß der Häuptling einem Gemeinen manchmal eine vaygu'a schuldet. Im Gegensatz zu einer uvaluka, wo nie Tauschgegenstände mitgenommen werden.

Bemerkenswert ist: Die Sinaketaner erhalten von ihren südlichen Nachbarn bei uvalaku nur Halsketten, die Armreifen erhalten sie durch Inland-Kula von ihren nördlichen und östlichen Nachbarn.

Kommerzielle Nebenwege

Halsketten aus Sinketa sind keine echten Kula-Objekte, sie sind 'Geld'. Daselbe gilt für die Steinaxtklingen. Die eigentlichen Halsketten werden auf den Rosselinseln gefertigt, die mwali auf Woodlark und Westboyawa.

Main principle of Kula exchange

Main principle of Kula exchange: must be a gift, followed by an equivalent counter gift - no bartering involved.

  • always must be two distinct transactions in time (opening vaga gift & final yotile gift)
  • the actual exchange: "to throw a valuable" (the gift should be given in an off-hand, abrupt, almost angry manner, and received with an equivalent nonchalance and disdain)
  • Receiver’s motives: fundamental human dissatisfaction with value received; essential native reluctance to appear in want of anything
  • Giver’s motives: anger a direct expression of parting with possession; attempt to enhance the apparent value of the gift
  • types of gifts exchanged in the Kula
  • vaga (opening gift): given spontaneously, with wooing & soliciting involved
  • yotile (final counter-gift): given under pressure of certain obligation
  • pokala (food gift): a solicitary gift, usually given to district with less food
  • kaributu (another type of valuable given): a solicitary gift, must be returned later
  • pari (solicitary gifts given wholesale): outside of Trobriands, not observe subtle name or technical distinctions
  • basi (intermediary gifts): inferior counter-gift given to fill the gap until actual return
  • equivalence of the vaga and yotile
  • "to marry" (va’i): when two opposite valuables are exchanged (arm-shell female; necklaces male)
  • very strong & definite idea of equivalence
  • additional classes of articles: doga (circular boar’s tusks), katudababile, beku (axe blades)
  • much "commercial honor," but much room left for quarrelling and friction
  • many partners competing to receive very fine valuables
  • matter of equivalence (no definite standards of measurement)
  • psychological tone: mixture of punctilio & decorum, with resentment & greed
  • most reprehensible feature: "hard in the Kula" (to retain many valuables and be slow in passing them on)

    Quelle: Malinowski Project

Kula heute

Quelle: Alle Bilder der Seite aus dem 3SAT Film vom 20.06.2012