Wirtschaftsethnologie und Politische Anthropologie - Staatenbildung und die Ökonomie von Kula und Potlatch

Auslegerboot

Einleitung

Die Papua-Melanesier sind Seeleute, Handwerker und Händler. Ein hochkompliziertes Handelssystem erstreckt sich über die Ostspitze Neuguineas, den Lousade-Archipel, die Woodlark-Inseln, die Trobriand-Inseln und die Entrecasteaux-Inseln (wobei hier vor allem die Insel Dobu interessiert. Seine Ausläufer reichen bis in das Inland Neuguineas hinein und berührt einige Teile der Nord- und Südküste Neuguineas. Diese Handelssystem wird als Kula bezeichnet, und soll hier beschrieben werden. Das Gebiet der Ostpapua-Melanesier oder Massim, deckt sich fast vollständig mit der Kula- oder Massim-Kultur.

Es gibt zwei Unterabteilungen der Kula-Stämme, wobei sich die nördlichen Stämme, wenn auch nicht alle, durch Häuplingstümer auszeichnen, im Gegensatz zu den südlichen Massim.

Zu den nördlichen Massim zählen die Trobriander oder Boyowaner, die Eingeborenen der Woodlark-Inseln, die der Marshall-Bennet- und der Amphlett-Inseln.

Die Trobriander

Der Bericht Malinowskis beschreibt den Kula geographisch ausgehend von den Trobriand-Inseln, und aus der Sich der Trobriander. Es werden vor allem die Kula Verbindungen zu den Amphlett-Inseln, Kitava und Dobu untersucht. Die Bräuche und Tauschregeln sind bei allen Stämmen im Wesentlichen die Gleichen.

Die Gesellschaft der Trobriander ist matrilinear und von einem starken Totemismus geprägt. Ein Mann gehört immer zur Totemsektion seiner Mutter und beerbt deren Bruder. Ein Kind gehört zum Clan und zur Dorfgemeinschaft der Mutter, und der Besitz wird ebenso wie die soziale Stellung nicht vom Vater auf den Sohn, sondern vom Onkel mütterlicherseits auf den Neffen vererbt.

Die Frauen nehmen eine unabhängige Stellung ein, und üben infolge magischer Kräfte Einfluß auf die Gemeinschaft der Trobriander aus. Malinowski beschreibt rein sachlich die Sexualmoral der Trobriander als freizügig. Wie aus seinen Tagebüchern hervorgeht, hat er darunter sehr gelitten. Aus diesem Grund, muß es auch zu Spannungen zwischen Malinowski und den Trobriander gekommen sein, die seine Arbeit zumindest behindert hat.

Dobu

Die Sozialstruktur ist totemistisch, eingeteilt in eine Reihe exogamer Clans mit untereinander verbundenen Totems. Ein Häuptlingstum existiert nicht, weshalb auch, im Gegensatz zu den Trobriander Klassen und Kasten fehlen. Die Autorität liegt beim Stammesältesten. Die Verwandtschaftsstruktur ist matrilinear. Den Frauen obliegt die Alltagsmagie. Die fliegenden Hexen haben auf Dobu eine Hochburg. Die Dobu glauben an eine zweifache Seele. Die eine schattenhaft und unpersönlich überlebt den Körper nur wenige Tage, die andere, der wirkliche Geist, geht zum Bwebweso*. Der Geist der Trobriander geht zum Tuma*.

Kehren die Trobriander von Dobu zurück, fischen sie die für den Kula wichtige Spondylus-Muschel*, die einen wesentlichen Teil des Reichtums, Mauss spricht in diesem Zusammenhang von einer Art Geld, ausmacht.

Eine Insel. die von den Dobu bewohnt wird ist von besonderem Interesse, da sie als das Ursprungsland des Kula betrachtet wird: Tewara*.

Im Gegensatz zu den Trobriander gilt dei den Dobu, wie bei den Bewohnern der Amphlett-Inseln, Keuschheit als oberstes Gebot.

Das Dorf der Trobriander

bildet eine wichtige Einheit. Der Häuptling übt seine Herrschaft in erster Linie üüber sein Dorf aus, in zweiter Linie über den Distrikt. Die Dorfgemeinschaft bebaut gemeinsam die Gärten, hält Zeremonien ab, führt Kriege unternimmt Handelsreisen und segelt als Gruppe im selben Kanu.

Auf dem baku* (Dorfplatz) findet einmal im Jahr das Erntefest mliamala* statt. Die Ernte ist wichtig für die Trobriander, da sie Überschüsse, bis zu 100% produzieren.


Gartenmagie

wird für alles angewandt, was im Garten zu tun ist. Die Magie bürdet dem Stamm viel Mehrarbeit auf, durch Tabus und Vorschriften. Der Gartenarbeiter bezieht sein Ansehen aus seiner Arbeitsleistung und der Größe des Gartens. Malinowski schreibt, dass die Überschussproduktion nicht utilitaristisch sei, muß sie aber, denn: Drei Viertel der Feldfrüchte gehen als Tribut an den Häuptling und als Schuld des Mannes an den Ehemann seiner Schwestern, oder Mutter und deren Familie.

Bei guten Ernten, wird ein kayasa*, eine Wettbewerbszeremonie veranstaltet, die dazu aufruft, sich noch mehr anzustrengen, sprich dem Häuptling mehr Tribut zahlen zu können.

Der Häuptling

Es existieren 4 Totemklans, die in Subclans unterteilt sind. Der Urahn dieses Subclans kam an einer bestimmten Stelle aus der Erde. Dem höchsten Subclan gehört zum Totemclan Malasi, zu dem der "Oberhäupling" von Kiriwina zählt. Er besitz hohes Ansehen und Macht - d.h. Besitz.

Besitz ist äußeres Zeichen und Wesen der Macht und überdies das Mittel sie auszuüben. Der Reichtum des Häuplings erklärt sich aus seinem Recht der Polygamie.

Er hat das Recht zu bestrafen. Er tut dies mittels schwarzer Magie, oder durch Gefolgsleute, die durch Erbfolge bestimmt sind für ihn zu töten.

Das Ansehen einer Provinz leitet sich von der Stellung des Häuplings ab. Dessen Stellung wiederum von seiner Totemsektion, bzw. seines Subclans.