Wirtschaftsethnologie und Politische Anthropologie - Staatenbildung und die Ökonomie von Kula und Potlatch

Der Zulu-Staat

In der Frühphase ihrer Entwicklung bildeten die Zulu Standard-Häuptlingstümer, mit Primogenitur und patrilinear erweiterten Familien innerhalb eines Krals.

Struktur und Herrschaft eines Krals sind dieselben wie die es Clans, mit der Ausnahme, dass es statt Hütten mit Älteren und Jüngeren, innerhalb eines Krals Hütten mit höherem oder geringerem Status gab. Aus dem Kral-Oberhaupt ist das gemeinsame Clan-Oberhaupt, der Häuptling geworden. Die größte Einheit lose allierter Clans war der Stamm, eine quasi-politische Einheit, der egalitär-segmentalen Gesellschaft ähnelnd.

Militärische Expansion

Durch eine Politik der indirekten Herrschaft gelangten die Mwtewa Anfang des 19.Jhd. zum beherrschenden Stamm. Um die Stärke seiner Truppen zu vergrößern (Häupling war Dingiswayo) wurden die verschiedenen Clans nach Alter getrennt in verschiedene Truppen aufgeteilt. Tschaka,ein Zulu, dessen Vater von den Mwtewa besiegt wurde, ein militärischer Häuptling. Nach dem Tod des Dingiswayo gelang es Tschake die Herrschaft an sich zu reißen, und die Zulus zum dominierenden Clan zu machen. Tschake gelang es größere Gebiete zu erobern und zu halten, indem er die Praktiken von Dingiswayo fortführte.

Ihm gelang es die Primogenitur bei den besiegten Clans und Stämmen zu unterminieren, indem er die Bestimmung, wer Hauptfrau ist, -nur deren Sohn konnte Häupling werden - hinauszögerte, oder eine Nebenfrau zur Hauptfrau machte.

Tschakas Regime war eine Terrorherrschaft, die von seinem Bruder, der ihn umgebracht hatte, fortgesetzt wurde. Erst ein weiterer Bruder Tschakas, Mpande, brachte politische Stabilität.

Die besiegten Stämme waren in Rasse, Sprache und Kultur einander ähnlich. Briten und Buren, sowie einige afrikanische Stämme, schlossen das Gebiet indem Mpande herrschte ein. Durch den Kontrast, zu den Briten und Buren stellte sich bei allen unterworfenen Stämmen, weitere Gründe s.o., das Gefühl ein, dass sie alle Zulu seien.Der Begriff der Nation und der Nationalismus wurden zu einem Integrationsfaktor.

Durch die Vergrößerung bzw, Verkleinerung der Clans in einem Gebiet mit festen Grenzen,durch das stehende Heer, die Männer konnten nicht zu ihren Familien, und die Aufteilung der Truppen nach Alter und nicht nach Clans, ging die Orientierung an den Verwandtschaften verloren. Mitentscheiden für die Staatengründung war die Außenabgrenzung politisch-militärischer Art, die einen einigenden Effekt gehabt hat.

Streng genommen sind die Fälle von Staatenbildung in Westafrika ohne entscheidenden Wert für das Problem des Ursprungs primärer Staaten, obwohl einige Merkmale, wie neue Waffen (Zulu - Kurzer Kampf- anstelle des Wurfspeers), Sklavenhandel (Ashanti und Kongo) "einzigartige Katalysatoren" waren.

Cherokee-Indianer

Bei den Cherokee-Indianer war die politische Organisation von den sie führenden Priester-Häuptlingen getrennt. Diese Gewaltenteilung war eine wesentliche Voraussetzung für die Entstehung des neuen Staates. Die judikative Funktion war wie in allen erblichen Häuplingstümern gering.

Wie bei den Zulu kann deren Staatenbildung als Resultat, wenn auch in anderer Form auf die Kolonisation durch die Europäer zurückgeführt werden.

Immer mehr übernahmen die Krieger-Häuptlinge die Position der Priester-Häuplinge, und Krieger wurden zu Entscheidungendes Stammesrates hinzugezogen.

Um die Kolonisation voranzutreiben, wollten die Siedler Kentucky von den Cherokee-Indianer kaufen. Die Krieger, die mit diesem Plan nicht einverstanden waren wurden in Kämpfe verwickelt. (Es ging um Republikaner und Königstreue.) Es kam zur Spaltung des Stammes in "Priester-Aministration" und "Krieger-Administration", gleichzeitig auch in Alte und Junge, da die "Priester-Aministration" aus alten Männern bestand, und durch die "Weißen Männer" der Staat der Cherokee-Indianer gebildet wurde.

Hawaii

Von Malaysia aus begann vor ca. 2000 Jahren die Migration in das Gebiet von Polynesien. Die sich entwickelnden Kulturunterschiede entstanden durch die verschiedenen Lebensräume und die Anpassung der Bevölkerung an diese.

Auf den 'hohen Inseln' (Ackerbau) der Hawaii-Gruppe, Tonga und Tahiti (Gesellschafts-Gruppe) läßt sich die Staatenorganisation belegen.

Vor der Ankunft der Europäer existierte ein Häuptlingstum mit Primogenitur, Redistribution, theokratischem Häuptling und Luxusklassen. Wichtig waren Etikettenregeln, Rituale und religiöse Verbote - tabu.

Es existierten Ramages (der Häuptling führte seine Abstammung auf den göttlichen Begründer des Geschlechts zurück.) Die obersten Schichten waren endogam, bis zur Inzucht, sodass von Kastenartigkeit gesprochen werden kann. Es herrschte Theokratie.

Der Häuptling war heilig, er besaß mehr mana (spirituelle Kraft, die von den Ahnengöttern vererbt wurde) als die anderen. Die Häuptlinge akkumulierten Lebensmittel und Handwerksprodukte, die sie periodisch an die Bevölkerung redistributierten. Die Häupltinge regulierten nicht nur soziopolitische und religiöse, sondern auch wirtschaftliche Aspekte. Er lenkte die Produktion, und konnte damit auch Kriege planen. Er hatte mehr Güter zur Verfügung wie die anderen, wodurch er Zeremonien, Kriege und Tempel finanzieren konnte.

Normalerweise konnte der Häuptling damit rechnen, dass er unterstützt wurde. Er regiert ohne Gewaltmonopol, im Gegensatz zu den Führern in allen anderen Staaten. (Hier ist es wichtig, dass der Übergang von Häuptlingstümern zu Staaten nicht genau zu differenzieren ist.) Wurde seine Regierung zu exzessiv, indem er die Untertanen zu stark besteuerte, wurde er gestürzt, nicht jedoch das System. Ein schlechter Häuptling wurde durch einen besseren ersetzt.

Ein Aspekt des politischen Systems war die Schlichtung von Streitigkeiten Diebstahl etc., die durch kollektives Handeln bestraft wurden.

Ein solches System, das zusammengehalten wird durch Gewohnheit und Etikette steht im Gegensatz zu primitiven Staaten, die sich eine zusätzliche Sicherung in Form eines Gewaltmonopols geben mussten, samt einer die Gewalt verwaltenden rechtlichen Struktur.

Das System wurde erst durch die Ankunft die Europäer verändert.

Tahiti

Der Einfluß der Missionare war entscheidend, dass sich auf Tahiti ein Königreich bildete. Durch inner Unruhen, die meist mit der Neubesetzung eines Häuptlings einhergehen, verstärkt durch die 'neue Moral' der Seeleute und die Lächerlich Machnung der traditionellen Religion, vergammelte die Insel. Die eigenen Idole galten nichts mehr und das Selbstvertrauen der Inselbewohnen war gebrochen. 1812 wurden die Tahitianer, von einem einheimischen Häuplingssohn aus opportunistischen Gründen, zwangschristianisier. Gegner des Herrschers wurden umgebracht.

Primäre Staaten oder Archaische  Zivilisationen

Ursprünge der Zivilisation in Peru

Bereits die Geographie Perus  bot die Möglichkeit für eine intensive Agrikultur.

In der Gestaltungsphase von 1500 v. Chr. - 0, kam es zu Steigerung agrikultureller Techniken. Mit ihr wuchsen die Anzahl der Kulturpflanzen, die Seßhaftigkeit und die Größe der Gemeinschaften. Gleichzeitig entwickelten sich die 'schönen Künste' (Chavin-Stil). Dies war nur möglich mit dem Aufkommen einer handwerklichen Spezialisierung. Dies war Abhängig von zentralisierten Verwaltungszentren und einem entsprechenden Redistributionssystem, durch das hauptberufliche Handwerker subventioniert und belohnt werden konnten.

Aus archäologischem Material wurde herausgelesen, dass es einen Aufstieg von einer kolonialen Gestaltungsphase zu einer häuptlingsartigen Organisation gegeben haben muß.  Statusbetonte Begräbnisse, Kultzentren und Bewässerungssysteme dafür sprechen.

Ausgangspunkte waren die Diffusion zweier verschiedener Kultureller Patterns.

Zum einen die Ausbreitung der Maisagrikultur aus dem mexikanischen Hochland und die Entstehung von speziellen religiösen Begriffen, die sich innerhalb der Gesellschaft entwickelten. (Steinskulpturen --> Steinschneidekunst)

Ungeheure Massen von Arbeitskräften waren mit der Errichtung religiöser Bauten beschäftigt. Aus den Bestattungsriten kann geschlossen werden, dass eine ausgeprägte soziale Schichtung vorhanden ist.

Vergleiche: Service, Elman: Ursprünge des Staates und der Zivilisation, Ffm, 1977, S. 147-187 und Seite 217-308