Wirtschaftsethnologie und Politische Anthropologie - Staatenbildung und die Ökonomie von Kula und Potlatch

Alfred Reginald Radcliffe-Brown

 

 

Alfred Reginald Radcliffe-Brown, geb. Januar 1881 in Birmingham, England; † 24. Oktober 1955 in London

Alfred Reginald Radcliffe-Brown, geb. Januar 1881 in Birmingham, England; † 24. Oktober 1955 in London

Beeinflusst von seinem Lehrer Emile Durkheim und den Philosophen Thomas Hobbes und Jean-Jacques Rousseau, befasste er sich mit Herrschaftssystemen und Organisationsformen nicht-industrieller Gesellschaften. Radcliffe-Brown wendet sich vom Standpunkt Hobbes' (Menschen brauchen eine starke Hand, sonst kommt es zum Krieg "jeder gegen jeden.") ab und arbeitet Rousseaus Ansätze weiter aus: Menschen können sehr gut ohne Staat miteinander leben, wenn sie sich an ein paar, einmal geschlossene Vereinbarungen halten.

Im Detail sieht Radcliffe-Browns Gleichgewichtsmodell folgendermaßen aus: Staatenlose Gesellschaften funktionieren am besten dann, wenn sie sich aus gleichartigen Subsystemen zusammensetzen. Der Schlüssel zum Verständnis, wie staatenlose Gesellschaften funktionieren, finde sich im Gleichgewicht der Subsysteme. Wie eine Torte z.B. aus verschiedenen Sub-Tortenstücken besteht - wobei jedes Tortenstück das Gegengewicht zum anderen Tortenstück ist - so wird die Balance, das Gleichgewicht gehalten. Aus Radcliffe-Browns Gleichgewichtsmodell heraus entwickelte sich innerhalb der Ethnologie ein ganzer Strang an neuen Ideen: die so genannte "Segmentäre Gesellschaft". Siehe auch ⟶

Als segmentäre Gesellschaft wird in der Politikethnologie und Ethnosoziologie eine ethnische oder indigene Gesellschaft bezeichnet, die nicht von zentralen politischen Institutionen geprägt wird, sondern von gleichartigen und untereinander gleichrangigen Abstammungsgruppen (Lineages oder Clans). Von segmentären Gesellschaften unterscheiden sich solche mit Klassen, Kasten, Ständen oder Schichten.

Radcliffe-Brown wird zusammen mit Bronisław Malinowski als Gründer der Social Anthropology gesehen