Wirtschaftsethnologie und Politische Anthropologie - Staatenbildung und die Ökonomie von Kula und Potlatch

Bronisław Malinowski

Geboren: 7. April 1884, Krakau, Polen. Gestorben: 16. Mai 1942, New Haven, Connecticut, Vereinigte Staaten

Malinowski (1884-1942)

Malinowski hat auf den Trobriand-Inseln Feldforschungen betrieben, die ihn nicht nur in Forscherkreisen bekannt machten. Mit den "Argonauten" und dem "Geschlechtsleben der Wilden", hat er unterschiedliche Wirkungen in Europa hervorgerufen. Er hat weitere Feldforschungen in Neuguinea und Nordwest-Melanesien (1914-1918), sowie in Australien (1918-1920), bei den Pueblo-Indianern (1926), in Mexiko (1933, 1936 und 1938) sowie in Süd- und Ostafrika (1934) getrieben. Gelehrt hat er an den Universitäten London, Oslo und an der Yale-Universität.

Malinowski gehört neben Lewis Henry Morgan, James George Frazer und Boas zu den wissenschaftlichen Pionieren der modernen Ethnologie, die ohne seine »funktionalistischen« Analysen sog. primitiver Gesellschaften nicht zu denken ist., Sein Werk bietet immer noch einen geradezu klassischen Einstieg in die Probleme und Fragestellungen ethnologischer Forschung.

”Unter Titeln wie: Argonauts of the Western Pacific (Malinowski 1922), Coral Gardens and their Magic (Malinowski 1935), We the Tikopia (R. Firth 1936) oder A Black Byzantium (Nadel 1942) möchte man eher Romane vermuten als das, was sie tatsächlich sind Inkunabeln empirischer Feldforschung, die als solche einer ganzen Generation von Ethnographen als Vorbild dienten.

Romanesk muten denn auch oft die Beschreibungen der Lebensformen der „Primitiven" an, poetisch die der Landschaften, die der Autor den Leser mit ihm zusammen aufzusuchen auffordert.

(Quelle:Karlheinz Kohl, Exotic als Beruf, 1979 B. Heymann Verlag Wiesbaden Seite 13)

Was für ein Mensch war dieser Forscher, der sich jahrelang in den entlegensten Gebieten der Welt aufhielt um das Leben der Primitiven in der Südsee zu erforschen, weit weg von der Zivilisation.

“Bronislaw Malinowski wird von seinen Schülern und Biographen als exzentrische Persönlichkeit mit ausgeprägt extrovertierten Charakterzügen beschrieben. Will man etwa Edmund Leach folgen, so war er von der öffentlichen Meinung und Anerkennung in einem solchen Maße abhängig, daß er zeit seines Lebens „um den Applaus der Galerie mehr bemüht schien als um das Streben nach Wahrheit". Kardiner und Preble schildern ihn als einen Mann, der es liebte, im gesellschaftlichen Leben eine aktive Rolle zu spielen, und Einsamkeit so wenig ertragen konnte, daß er sich ständig mit einem Kreis von Freunden, Schülern und Verehrern umgab. In einem fremden sozialen Kontext, in dem andere Wertmaßstäbe und Verhaltensmuster gültig waren, leben zu müssen, dürfte daher gerade Malinowski schwergefallen sein.”

(Quelle: Karlheinz Kohl, Exotic als Beruf, 1979 B. Heymann Verlag Wiesbaden)

Über die Person Malinowski als Wissenschaftler gibt es unterschiedliche Meinungen, das verwundert nicht, schließlich lebt die Wissenschaft von unterschiedlichen Meinungen, Interpretationen oder unterschiedlichen theoretischen Ansätzen.

Die Art und die Durchführungen seinen Feldforschungen, die er nicht vom Schreibtisch aus führte,  sondern “vor Ort”, werden vom Prinzip her noch heute so durchgeführt.

Als in den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts seine Tagebücher veröffentlicht wurden, erschienen seine Forschungsergebnisse bald in einem anderen Licht.

In seinen Tagebüchern schrieb er nieder, dass er die Trobriander, seinen Forschungsgegenstand, manchmal sogar hasste und mit der freizügige Sexualität der Eingeborenen nicht klar kam. Es wurde in wissenschaftlichen Kreisen auch die Frage gestellt:  In wie weit sind seine Forschungsergebnisse  vom subjektiven Befinden überlagert?

Literatur

Das Geschlechtsleben der Wilden in Nordwest-Melanesien, Leipzig und Zürich 1930 (1929); Kultur und Freiheit, Wien und Stuttgart 1951 (1944); Eine wissenschaftliche Theorie der Kultur, Zürich 1949 und Frankfurt 1975 (1944); Die Dynamik des Kulturwandels, Wien und Stuttgart 1951 (194$); Magie, Wissenschaft und Religion. Und andere Schriften, Frankfurt 1973 (1948). Quelle: Bronislaw Malinowski, Eine wissenschaftliche Theorie der Kultur, Suhrkamp Taschenbuch, Ffm. 1975