Wirtschaftsethnologie und Politische Anthropologie - Staatenbildung und die Ökonomie von Kula und Potlatch

Methoden der Ethnologie

Bis in das frühe 20. Jahrhundert ließen Ethnologen ihre Daten auf Expeditionen durch Reisende, Kolonialbeamte oder Missionare erheben, seit den 1920er Jahren erheben sie diese Daten zumeist selbst. Die Ethnologie gewann früher vor allem materielle Daten, es wurden ethnographische Objekte und Felsbildzeichnungen und weniger die orale Kultur (Erzählungen, Mythen) ausgewertet. Der materielle Schwerpunkt ergab sich aus der Tatsache, dass die meisten Ethnologen nicht wie heute an Universitäten tätig waren, sondern an Museen.

Heute ist das bedeutendste Verfahren zur Datenerhebung die ethnologische Feldforschung. Die charakteristischste Methode während des Feldaufenthaltes ist die teilnehmende Beobachtung, worunter die Integration des Forschers in das Leben einer Gruppe gefasst wird, um ihren Alltag wirklich zu verstehen. Die langanhaltende Augenzeugenschaft vor Ort ist für alle Ethnologen – sofern sie sich nicht kulturhistorischen Fragestellungen (einer der Feldforschungsethnologie gleichwertigen Ausrichtung) verschrieben haben – eine unabdingbare Grundlage der Forschung. Dies unterscheidet die Ethnologie auch von anderen Disziplinen wie den Cultural Studies, die sich zumeist der Analyse von Medienerzeugnissen zuwenden, und von der qualitiv arbeitenden Soziologie, die allenfalls Interviews durchführt.

In der Zeit der Feldforschung leben Ethnologen und Ethnologinnen eng mit der örtlichen Bevölkerung zusammen und lernen deren Alltag kennen. Die Besonderheit dieser Methode ist das kommunikationsgeleitete Vorgehen, um sich bei der Arbeit von den Begegnungen vor Ort leiten zu lassen. Dies führt im Übrigen dazu, dass das Fach weniger theoriegeleitet arbeiten kann als etwa die Nachbardisziplinen: aus dem Felde selbst ergeben sich und häufig erst die letztendlich relevanten theoretischen Fragestellungen – und die Forschungsergebnisse.

Neben dieser sehr zeitaufwändigen Forschung kommen verschiedene weitere qualitative Techniken der Datengewinnung zum Einsatz: ethnographische Interviews, die strukturiert, halbstrukturiert und offen sein können, Experten- und Fokusgruppengespräche, systematische Beobachtungen, biographische Methoden (siehe auch Ethnographische Methoden). Das Erlernen der im Forschungsgebiet gesprochenen Sprache(n) wird als unabdingbar angesehen. Entsprechend der Ausrichtung aktueller Fragestellungen auf die Verbindungen und Verflechtungen zwischen unterschiedlichen Orten hat sich auch die Forschung an mehreren Orten (multi-sited ethnography) als eine mögliche Vorgehensweise etabliert.